Salvador da Bahia

 

Für mich war die Reiseplanung hier in Brasilien mit den Iguacufällen und Rio eigentlich schon abgeschlossen. Beate wollte aber noch unbedingt einige Tage baden und so sind wir schließlich in Salvador gelandet, weil nördlich der Stadt einige der schönsten Badestrände Brasiliens liegen – und das will was heißen bei einer Küstenlänge von mehr als 7.000 km mit Wassertemperaturen von 23°C bis 34°C.  Aber wie schon so oft auf unserer Südamerikareise – man biegt um die nächste Ecke, man trifft den nächsten interessanten Menschen, man steigt auf den nächsten Hügel und hat das Gefühl schon wieder ganz wo anders zu sein. So ergeht es uns auch mit dieser Stadt und es ist auch gleich wieder mal ein sehr geschichtlicher Punkt an dem wir uns hier befinden.

 

Salvador war anfangs des 16. Jahrhunderts der Nullpunkt für die Vermessung der Atlantikküstenlinie, von 1548 bis 1673 die Hauptstadt Brasiliens und um 1650 die größte Stadt der gesamten Südhalbkugel – Reichtum und Größe erreichte die Stadt in dieser Zeit durch den Zuckerhandel. Die Jesuiten verhinderten auch hier die Versklavung der ansässigen Indios (Tupis), dafür holte man Sklaven aus Westafrika, die zuerst den Urwald rodeten und dann auf den Zuckerrohrplantagen schufteten – im „Winter“ fällt die Temperatur nicht unter 20 °C, im Sommer hat es rund 30°C Tagesdurchschnittstemperatur, es regnet an mehr als 170 Tagen pro Jahr (> 2.200 mm pro Jahr) – bei dieser Hitze und der hohen Luftfeuchtigkeit schwer zu arbeiten ist wirklich nicht ohne. Die Nachfolger dieser schwarzafrikanischen Sklaven dominieren auch heute noch das Stadtbild von Salvador (rund 70 % der knapp 5 Mio. Einwohner sind dunkelhäutig).

 

Die Altstadt von Salvador ist ganz zurecht ein Weltkulturerbe, bunt, laut, fröhlich mit ganz imposanten Bauten – dazu zählt vor allem auch die Franziskanerkirche, der Prunk an Gold und Silber ist ebenso beeindruckend wie die Deckenmalereien und blauen Kachelbilder im nebenstehenden Kloster. Neben regionalen Souvenirläden besuchten wir auch eine Manufaktur für Blattschmuck und einen schweizerstämmigen Edelsteinhändler. Salvador liegt im Bundesstaat Bahia und hier befinden sich unzählige Edelsteinminen. Er zeigte uns – hinter fest verschlossenen Türen – Edelsteine im Wert von mehreren Millionen Euro, in allen Farben und Größen. Für einige dieser Steinchen hätten wir zwar noch genügend Platz im Rucksack gehabt, aber …… .

 

Das Beste kommt zum Schluss und da bin ich auch schon bei Markus (62 Jahre), der uns 3 Tage lang in fast alle Ecken und Winkel der Stadt führte. Er stammt aus Bayern, war Bankmanager und ist nach Jobverlust und Scheidung mit Hemd, Hose und Onewayticket vor 15 Jahren in Salvador gestrandet. Arbeitete vorerst auf Bananenplantagen, war dann Bananenverkäufer, lernte Portugiesisch und machte nebenbei die staatliche Prüfung zum Tourismusguide. Lebt - wie mehr als 70 % der Einwohner von Salvador in einer Favela, hat nochmals geheiratet und ist Vater eines neunjährigen Sohnes. Eigentlich hätte er uns nur zu den einzelnen Destinationen bringen sollen, inclusive einer vierstündigen Altstadtführung. Wir tranken nach der schon verlängerten ersten Führung noch einige Bierchen miteinander und vereinbarten für heute eine weitere Führung – er ging mit uns in die Favelas, wir besichtigten die „Copacabana“ der dunkelhäutigen Bevölkerung von Salvador, die Wallfahrtskirche von Bonfim und waren mitten im wahren Leben von Millionen Brasilianern. Wir haben zwar versucht einiges von dieser Atmosphäre in Bildern einzufangen, aber viele der Presseberichte die wir in Europa über das Leben hier erhalten sind entweder verzerrend dargestellt oder zumindest tendenziös. Jedenfalls leben die Bewohner dieser Favelas in einem engen sozialen Netzwerk in dem jeder mehr gibt als er hat.

 

Wie erwartet ist das Baderesort – rund 120 km nördlich von Salvador – in dem wir uns für die nächsten drei Tage befinden der absolute Kontrapunkt, aber das ist eine andere Geschichte.