Mate Tee und Dschungel

 

Der heutige Tag startete gleich mit einer Herausforderung – 240 Tageskilometer, davon 120 km Offroad - wobei wir erst am Morgen die Freigabe für diesen „Abkürzer“ bekamen (es gab gestern heftige Gewitter, da können diese Sandpisten dann auch längere Zeit gesperrt sein). Der normale Weg wäre 550 km lang gewesen und trotzdem wollte Beate bereits auf den ersten Kilometern lieber wieder umdrehen. So ein Hilux  kann wirklich was, so hinterher betrachtet machte dass kurven in den tiefen Spuren, in dem sehr schmierigen Sand/Lehmgemisch durchaus Spaß, vor allem mit einer Beifahrerin die immerzu sagte: „aber jetzt bleiben wir gleich stecken“. Nach rund 25 km wurde es immer trockener und wir freuten uns darüber wesentlich schneller ans Ziel zu kommen und konnten die Besonderheiten der Strecke genießen – beispielsweise die Gürteltiere, an die wir zwar herankamen, aber als Foto blieben nur die Spuren im feuchten Erdreich, oder die Anakonda, die zwar mehrere Meter lang war, aber dann doch noch vor dem Knipsen entwischte.

 

Auf Santa Ines hatten wir zu Beginn sehr gemischte Gefühle. Unzählige Gebäude, die auch vor 40 Jahren nicht mehr in Verwendung standen säumten die Anfahrt zur Estancia, der Weg war ebenso schlecht beschrieben wie schlecht zu fahren (tiefe Spuren im engen Hohlweg ohne jede Ausweichmöglichkeit) – nun wussten wir, warum man diese Tour nur mit einem Pick Up unternehmen darf.

 

Am Ziel angekommen, wurden wir wieder außergewöhnlich herzlich empfangen, nach Mate Tee, Orangenjuice und köstlichen Keksen begaben wir uns mit unserer Gastgeberin auf eine abenteuerliche Fahrt durch die Mateplantage, vorbei an kleinen Sümpfen und Dschungelarealen zu einem rund 5 km entfernten Naturpool, eingebettet in einem Bambuswald. Der Pool wurde als Schwimmbecken aus Basaltsteinen gebaut, hat einen - ständigen - schmalen Zufluss und einen breiten Abfluss, der wie ein Skimmer wirkt. Das Wasser war herrlich und wir 3 schwammen über eine Stunde lang wie die Fische im Wasser. Zu Beginn hatte es noch geregnet (ein richtiger warmer Strichregen bei knapp 30°C), aber wir hatten wieder mal Wetterglück und konnten die Kamera herausholen und so können wir dieses einmalige Erlebnis auch in Bildern mit nach Hause nehmen.

Nach unserem Bad machten wir noch einen Dschungelspaziergang in der unmittelbaren Umgebung der Estancia. Unsere Gastgeberein (eine Veterinärmedizinerin) kennt sich nicht nur bei Tieren sehr gut aus, sondern kennt auch den Dschungel in und auswendig. Schleicht ganz geschickt durch den Urwald (dieses Waldstück ist wirklich unberührt) und sammelt die Früchte des Dschungels, die wir dann beim Abendessen verkosten konnten. Spät wie in Argentinien üblich - so um 9 p.m. herum - aßen wir dann alle gemeinsam Dinner, mit typisch argentinischen Speisen, die allesamt köstlich schmeckten.

Die Ruhe, die herrschaftliche Atmosphäre, die Erzählungen über längst vergangene Zeiten, der langsame Verfall der Bausubstanz, die Geräusche aus dem Dschungel (inklusive Brüllaffen), das ständig flackernde Licht, das Blättern in den schönen alten Bildbänden die überall herumlagen (statt dem Surfen im Internet, denn WIFI gibt es natürlich auch nicht), versetzten uns in eine Zeit, die im Rest der Welt bereits 100 Jahre zurückliegt.