Estancia Buena Vista

 

Die Estancia liegt rund 30 km nördlich von Esquina und ist nur über Feldwege und Staubstraßen erreichbar. Aber wir blieben ohnedies alle paar Meter stehen um die unzähligen Wasservögel auf den verbliebenen kleinen Tümpeln zu fotografieren. In dieser Region ist es in diesem Sommer außergewöhnlich trocken, sodass viele kleine Teiche ausgetrocknet sind und auch die ganz großen erheblich an Ausdehnung verloren haben.

 

Die Estancia Buena Vista ist im Besitz der Familie Liebig – Herr Liebig ist 1948 als Zwölfjähriger mit seiner Familie nach Argentinien gekommen, seine Frau stammt aus Esquina. Die beiden leben eigentlich in bester Lage in Buenos Aires und sind nur alle paar Wochen mal da, ihr Sohn ist Staatssekretär für Tourismus in der Provinz Corrientes und lebt, ebenso wie seine Familie auch nicht hier – eigentlich schade, denn das Anwesen umfasst mehr als 3.000 ha mit ebenso vielen Rindern, Wasserbüffeln, Criollopferden, Wasserschweinen, Rehen, Antilopen und einigen Krokodilen.

 

Wir leben hier wieder im kolonialen Stil, der Senor und die Seniora geben alles vor und die vielen Bediensteten verrichten alle notwendigen Tätigkeiten.

 

Für uns ist der Aufenthalt hier sehr geruhsam, entspannend (Pool, Hängematte), kulinarisch hochwertig (Grill am offenen Feuer), informativ und unterhaltsam – für Pferdefreunde und Reiter ist diese Estancia das wahre Paradies. Es gibt über 100 Pferde hier, einen eigenen Gaucho, der nur mit den Gästen ausreitet – 3 Stunden am Morgen und 3 Stunden am späten Nachmittag – einfach so querfeldein, ohne Hindernisse oder Einschränkungen.

 

Nachdem wir das Angebot zu reiten mit Nachdruck abgelehnt haben, fuhren wir heute Vormittag mit dem Geländewagen – ebenfalls querfeldein – bis hinunter zum Fluss Rio Corrientes, denn 2 km Flussufer gehören ebenfalls zur Estancia. Am Nachmittag zeigten uns die Gauchos was sie können – sie separierten 11 Kälber aus  einer Wasserbüffelherde in kürzester Zeit heraus, war wirklich beeindruckend.

 

Auch unsere Gespräche und Diskussionen waren sehr interessant, denn Herr Liebig war Techniker und vertrat namhafte deutsche Firmen aus den Bereichen Luftfahrt und Rüstung hier in Argentinien. Demzufolge war auch in der Zeit der Militärdiktatur mit führenden Militärs in Kontakt und wir bekamen die jüngere argentinische Zeitgeschichte aus einer ganz anderen Perspektive geschildert – aber jedes Glas das halb voll ist, ist auch halb leer.