Machupicchu

 

 

 

 

 

Wir sitzen im Zug im Urubambatal, unsere beschauliche Fahrt ist schon seit Stunden unterbrochen, denn unmittelbar bevor wir einen besonders steilen Hang passieren wollten, krachten riesige Felsen auf die Schienen und es wird noch einige Zeit dauern, bis wir weiterfahren können. Glücklicherweise haben wir für den Machupicchu 2 Besuchstage einkalkuliert und außerdem regnet es ohnehin ziemlich stark.

 

Uns gegenüber an einem Tisch für 4 Personen sitzt ein Ehepaar aus England. Wir haben die beiden schon bei der Stadttour in Cusco getroffen und uns schon dabei, so zwischendurch, gut unterhalten. Ich hätte schon bei dieser Gelegenheit gerne über den Brexit diskutiert, aber Beate hat mir einen diskussionsfreien Tag verordnet. Aber nun haben wir ausgiebig Zeit zum Plaudern. Wir erzählten, dass wir aus Österreich in der nähe von Wien kommen und erhielten prompt die Antwort, dass die beiden dort ein kleines Dorf kennen: „it is called Lassee and they had been there several times, because they are the British Charter Partners“. Die Beiden sind sehr traurig darüber, dass die Charterpräsidentschaft sie ab 2019 ausgeschlossen hat, dass heurige Treffen in Malta wird also ihr Letztes sein. Ihrer Meinung nach wird es in absehbarer Zeit keinen Brexit vom Brexit geben, aber die negativen Auswirkungen sind schon an allen Ecken und Enden zu sehen. Das Pfund rasselte herunter, die Bauern finden keine Erntearbeiter mehr und ganze Ernten verrotten auf den Feldern, in den Krankenhäusern fehlen die Pflegekräfte und der Jugend wird die europäische Perspektive vorenthalten. June and Jarry Ryan lassen auf diesen Weg alle ihre Bekannten in Lassee herzlich grüßen, vielleicht kann irgendwer diese Grüße an Christel, Sandra etc. ausrichten.

 

Einige Zeit später gings dann wirklich weiter, wir konnten den Streckenabschnitt passieren, im Vorbeifahren konnten wir dann sehen, dass eine ganze Gerölllawine abgegangen war – glücklicherweise 10 min vor uns.

 

Vom Ort Machupicchu fährt man mit Bussen von rund 1.900 m hinauf zu einem der 7 „neuen Weltwunder“ auf rund 2.400 m. Vorbei an üppiger tropischer Vegetation, mit vielen blühenden Orchideen, die uns davon ablenkten uns über die steile, ungesicherte, regennasse Straße ernsthafte Gedanken zu machen. Am Berg angekommen, haben wir erst mal unseren Regenschutz aktiviert und sind mit unseren englischen Freunden und einer sehr freundlichen Führerin losgestapft.

Die gesamte Anlage war wie in Watte gepackt, die Nebelschwaden zogen über die Inkaruinen hin und her - fast mystisch. Mit dem Bau von Machupicchu wurde unter dem wichtigsten Inkakönig Patchakuteq in der 2. Hälfte des 15. Jh. begonnen. Neben den günstigen klimatischen Voraussetzungen, einer ausreichenden Wasserversorgung, ausreichend Baumaterial vor Ort, war es vor allem die strategische Lage - zwischen der Hauptstadt Cusco und dem Amazonastiefland - die Machupicchu so auszeichnete. Von hier aus haben die Inkas versucht, das Tiefland zu erobern um die dort im Überfluss vorhanden Ressourcen (Früchte, Fleisch und Medizinpflanzen) zu gelangen.

Erfreulicherweise hörte es auf zu Regnen, es wurde immer heller und plötzlich präsentierte sich die Anlage im strahlenden Sonnenschein. Wir konnten den Inkakompass ebenso testen wie den aus Stein und Sonne funktionierenden Jahreskalender mit 364 Tagen mit einem Tag 0 (= der Tag an dem der Zeigestein absolut keinen Schatten wirft). Jedenfalls ist Machupicchu nicht nur optimal vermarktet - schon die Anreise im Zug ist eigentlich schon atemberaubend - sondern wirklich, wirklich beeindruckend.